Bathow

Bathow Ortseingang

Der Ortseingang beginnt am ehemaligen Gutspark mit 100Jährigen Eichen und Akazien

Der kleine Ort  Bathow liegt im Kreis Oberspreewald-Lausitz an der Autobahn Berlin-Dresden (A 13) und der sie überquerenden Chaussee von Calau nach Luckau. Während die Nachbarorte Seese und Schönfeld dem Bergbau zum Opfer fielen, blieb Bathow erhalten. Aber auch die Errichtung des seinerzeit größten Wärmekraftwerkes Europas auf Braunkohlebasis in Lübbenau in der Zeit von 1957 bis 1960 brachte dem Ort keinen größeren wirtschaftlichen Aufschwung. Die südlich vom Oberspreewald, auch auf Bathower Flur lagernden umfangreichen Braunkohlenvorräte sicherten einen jahrelangen Betrieb des Kaftwerkes. Die Umgebung von Bathow gehörte infolge des Kohleabbaus zu den am besten durchforschten Gebieten der Niederlausitz.

Daher kann man davon ausgehen, dass das Gebiet zwischen 8000 und 1600 v.u.Z. nur sehr schwach besiedelt war.

Erst zwischen 1400 und 700 v.u.Z. läßt sich in der jüngeren Bronzezeit eine stärkere Besiedelung feststellen, was durch zahlreiche Gräberfelder belegt ist. Größere Siedlungen entstanden Ende der Bronzezeit und zu Beginn der Früheisenzeit um 700-500 v.u.Z. bis etwa zu Beginn unserer Zeitrechnung drangen dann in der vorrömischen Eisenzeit sog. Jastorf-Gruppen bis an den südlichen Spreewaldrand vor. Dann scheint das Gebiet menschenleer, keine Funde können eine Besiedelung belegen. Erst wieder vom 3.-5. Jh. sind germanische Stämme feststellbar, bis dann im 6. Jh. slawische Siedler von der Elbe und der Neiße kommend einwanderten.

So fand man westlich der Schrake in der Nähe der Dubitzmühle um 1100 v.u.Z. errichtete Grabhügel und bei Kückebusch große Flachgräberfelder. Die Gräber hatten reiche Bronzebeigaben und Tierbestattungen und lassen schon einen differenzierten Besitzstand erkennen. Die seinerzeitige durchschnittliche Lebenserwartung wurde mit 35 Jahren ermittelt.

Sogenannte Pfostenhäuser auf der einstigen Gemarkung Tornow wurden im 3.Jh. durch germanische Siedler errichtet. Gefundene Haustierreste und Pollen zeigen, das gegenüber dem auch vorhandenem Pflugbau die Viehzucht überwog.

Im 6. Jh. wanderten slawische Siedler aus dem Elbegebiet ein (am Prager Keramiktyp zu erkennen). Später kam es zur Zuwanderung von Slawen aus dem Südosten. Die gefundenen großen und kleinen Hofverbände lassen eine soziale Differenzierung erkennen Der Burgwall hatte ursprünglich einen Durchmesser von 65 m und eine Breite von bis zu 9 m und war von einem Graben umgeben. Diese Anlage wurde später verkleinert. Im Innenhof stand das Blockhaus des Burgherren. Neben der Burg wurden ebenfalls Blockhäuser errichtet. Es ist anzunehmen, dass hier die Umwandlung der Gehöftverbände für Großfamilien in Hausverbände der Kleinfamilien begann.

Im 9.Jh. ging die Adelsburg in Flammen auf.

Ende des 12.Jh. ließen sich hier vom Westen kommende Zuwanderer nieder. Merkmale weisen auf einen Ort flämischen Vorbildes hin.

Andere überbaggerte Orte der Nachbarschaft wie Schönfeld, Seese oder Kückebusch ( bei den Deutschen nach kikindenbusch = sieh in den Wald, bei den Sorben hieß es Grozc , zu niedersorbisch grocz bzw. grod = Burg) wiesen ähnlich reiche archäologische Funde auf.

Die Schrake

Das Bathower Fließ, heute neue Schrake, erinnert schon etwas an den nahen Spreewald mit seinem umfangreichen Erlenbestand. Weniger schön ist das braune, stark eisenhaltige Wasser, welches aus Braunkohlentagebauen zu geleitet wird

Daher kann man davon ausgehen, dass dieses Gebiet immer wieder als Siedlungsraum angenommen wurde, mehr als der innere Teil des Spreewaldes. Entlang des Bathower Fließes entstanden so schon frühzeitig Siedlungen, so Hänchen am Ostrand der Niederung des Bathower Fließes (Dobra) und Schönfeld am Rande einer Wiesensenke und sicher auch Bathow. Westlich und nordwestlich von Schönfeld fand man Scherben, die auf jungstein-bronze und früheisenzeitliche Siedlungen hinweisen. Auf einer flachen Sandkuppe am Bathower Fließ wurde in spätslawischer Zeit (8.Jh.) eine Burg des erwähnten Tornower Typs errichtet. Diese brannte zwar zweimal ab, man konnte aber die unter dem Wall befindlichen Siedlungen nachweisen Spätere Funde zeigen auch eine slawische Adelsburg. Der sumpfige und morastige Boden hielt aber den deutschen Zuzug in Grenzen und beschränkte sich auf einige militärische Stützpunkte, sogenannte Burgwarde, wozu auch Seese gehört haben kann. Nicht von ungefähr erhielt das Gebiet den Namen Lausitz von luza = Morast, Sumpf.

In Bathow selbst waren die archäologischen Untersuchungen naturgemäß nicht so intensiv wie bei den zur Überbaggerung vorgesehenen Orten. In der Gemarkung dieses kleinen Ortes gab es aber auch schon vor 1800 Jahren nachweisbar eine Siedlung. Mitarbeiter des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam bargen ein Grubenhaus aus der römischen Zeit. Aus der frühdeutschen Zeit wurden Hochäcker gefunden. Auch eine Erdwallanlage wird vermutet. Eine sog. Schanze (Kulturdenkmal) ist heute noch deutlich 150 m von der Autobahn zwischen Groß Jehser und Bathow sichtbar.

An die einstigen Lusitzer erinnern heute noch die Orts- und Flurbezeichnungen, aber auch Familiennamen, wie Andrick, Galla, Haschke, Piezer, Wussack. In Bathow kommen später deutsche Namen hinzu, wie Richter , Fischer oder Lehmann.
Der Ortsname Bathow (sorbisch Batowk) rührt von altsorbisch Bat' ov = Dorf des Bat her. Hier sollte also ein Personennamen zu Grunde liegen.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Bathow 1402 als Bothow, 1463 dann Bathow. Andere Schreibweisen des Ortsnamens waren Bato 1527, Bate 1761 und noch 1843 Bathow und Bathe 1928 (mundartlich noch heute Bothe gesprochen).
Auch die Einmaligkeit des Ortsnamen in Deutschland läßt erkennen, dass der Ort von einstigen slawischen Siedlern gegründet wurde. es gibt ihn lediglich noch einmal als Batow im heutigen Polen

Dorfstrasse

Die Bathower Hauptstraße vom einstigen Gutshof aus

Das Garz‘sche Anwesen in Bathow gehört zu den ältesten des Dorfes.
Inmitten des Ortes gelegen, wurde es bereits 1757 als Kossätenstelle erwähnt Die Stelle wird dann 1808 und 1848 unter Schultgen und 1883 unter Wussack genannt. Zu diesem Zeitpunkt übernahm der Kossät Wilhelm Fischer (1853-1937) , das Anwesen, nachdem er Therese Wussack heiratete. Sein Sohn Max führte die Landwirtschaft fort bis sie über seine Tochter in den Besitz meiner Eltern gelangte. Zum Zeitpunkt der sächsischen Verwaltung hatte Bathow nur drei Kossäten bzw. Gärtner . 1755 wurden 23 männliche und 31 weibliche Konsumenten gezählt. Nach 1759 erhöhte sich dann die Zahl der Kossäten auf 5 und einem Büdner . Eine gewisse Entwicklung für das Dorf brachte dann die Preußenzeit. 1818 gab es immerhin schon 8 Feuerstellen mit 62 Einwohnern. Aber bis 1846 wurden es nicht mehr (63), auch wenn die Besitzer des Gutes häufig wechselten.
Die Entdeckung eines Wiesenkalklagers und die Errichtung eines Brennofens (1859/60) sowie einer Ziegelei , die ab 1800 produzierte, brachte einen gewissen Aufschwung für das Dorf. Immerhin stieg die Einwohnerzahl 1891 auf 87. Als der letzte Ziegelmeister wird 1898 ein Fünfstück erwähnt. Aber nach dem Schließen dieser beiden Betriebe sank die Einwohnerzahl auf 54 (um 1900) und erhöhte sich nach 1945 nur geringfügig. 1916 zählte das  Dorf 41 und das Rittergut 38 Bewohner. Das zuständiges Standesamt war seinerzeit in Mallenchen und zur nächstgelegenen Eisenbahnstation Bischdorf waren es 6,1 km. Diese am 1.Mai 1874 eröffnete Bahnlinie Lübbenau-Kamenz gab auch den Bathowern die Möglichkeit etwas weiter zu reisen. Aber bis es soweit war, mußte man noch etwas warten. Ursprünglich wurde die Strecke für den Gütertransport gebaut Infolge der starke Zunahme der Kohlentransporte aus dem Senftenberger Revier erfolgte 1905 der zweigleisige Ausbau. Damit wurde ab Dezember 1907 auch der Personenverkehr möglich. Die Bathower erreichten den Zustieg allerdings nur über einen 6 km langen Fußweg.
Zur Kirche gingen die Bathower seinerzeit nach Schlabendorf , wo es immerhin auch noch eine Brennerei gab. Auch die Beerdigungen fanden bis 1926 in Schlabendorf statt, während Bathow erst 1926 seinen Friedhof bekam. Später gingen die Bathower in das nähergelegene Zinnitz zur Kirche und zur Schule . Bathow hatte lediglich aus der Zeit des Bestehens der Ziegelei eine Gastwirtschaft.
Seit 1938 zerschneidet die Autobahn Berlin Dresden die Bathower Gemarkung.
Bis 1994 fand man noch auf jeder Verkehrskarte die Abfahrt Bathow (heute Abfahrt Calau). Der Autobahnbau brachte für gewisse Zeit den Bewohnern von Bathow neben der Landwirtsschaft noch ein paar zusätzliche Einnahmen, war aber auch mit Landverlust verbunden. Dabei wurde seinerzeit die Trassierung der Autobahnen den vorhandenen Kohlevorkommen angepaßt. Zwischen 1920 und 1935 erfolgten nämlich intensive Erkundungen der Flöze. Seit den 60er Jahren bestimmte dann zunehmend auch der Braunkohlenabbau auf Bathower Flur das Geschehen, dabei insbesondere die Tagebaue Schlabendorf Nord und Seese-West sowie später Schlabendorf Süd im Bereich des Luckau-Calauer Becken- und Plattenlandes.
Ursprünglich war geplant beiderseits der Autobahn eine Seen- und Erholungslandsschaft zu errichten. Zwischenzeitlich wurden die Tagebaurestlöcher verfüllt und schrittweise rekultiviert. Dabei ist die Hochhalde zwichen Zinnitz und Hindenberg durchaus sehenswert. Hier gelang es die landwirtschaftlichen Flächen in guter Qualität herzurichten, deren Bodenwert teilweise den des unberührten Bodens nun übertrifft. Ein zügiges Nachwachsen der natürlichen Vegetation wie auch die erzielten Erträge beweisen dies. Ein Problem stellt aber die Regulierung des Wasserhaushalt dar. Jahrelange Grundentwässerung versorgte die Spree mit ausreichendem Wasser. Inzwischen versiegten mit der Beendigung des Kohleabbaus große Teile der Entwässerungsbrunnen.
Ein Naturlehrpfad über die einstige Halde ist einen Besuch wert.
Trotz der Entstehung von vier Neusiedlungen nach 1945 – wovon heute noch 3 bewohnt sind - liegt die Einwohnerzahl von Bathow auch heute noch bei nur 5 Dutzend . Daran hat auch der Bergbau in unmittelbarer Nachbarschaft nichts geändert. Durch den Bergbau wurde lediglich das Bathower Fließ erweitert um die umverlegte Schrake auf zunehmen. In den 60 er Jahren wurden durch die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft Schweinemastanlagen und eine Getreidemühle errichtet. In den letzten Jahren entstanden drei neue Wohnhäuser auf ehemaligem Gutsgelände bzw. auf einer Wüstung. Das Gutshaus , Schloß genannt, wurde 198 wegen Baufälligkeit abgerissen.
Wolfgang Willi Kurt Garz (Fotos M.Garz)

Apfelbaum

Unter alten Bäumen und dem Hoftor saßen nicht nur die Alten und erzählten sich ihre Geschichten



 

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